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Kultur
21.05.2023
21.05.2023 09:30 Uhr

"Little Italy" hinter dem Centralhof

Haus Löwengarten in Wil. Bild: Adrian Zeller
In Wil schrieben eine Reihe von Gaststätten Stadtgeschichte. In seiner diesjährigen Sommerserie stellt Wil24 Gastronomiebetriebe vor, die weit mehr waren als Gastlokale.

von Adrian Zeller, Journalist

Nach dem 2. Weltkrieg redete man auf den Wiler Baustellen und in den Fabriken immer häufiger italienisch. Die boomende Schweizer Wirtschaft warb im südlichen Nachbarland Arbeitskräfte an. Die Saisoniers wohnten zum Teil in preisgünstigen Wohnungen und Zimmern in der Altstadt. Viele der dortigen Häuser waren damals noch nicht renoviert.

Das Restaurant «Löwengarten» an der Löwenstrasse bot den Fremdarbeitern, wie sie damals genannt wurden, eine Begegnungsplattform mit Landsleuten. Zur Verbundenheit mit der Heimat trug dort auch das ununterbrochen laufende TV-Programm von Rai Uno bei.

Das Italienisch im «Löwengarten» ist verstummt. Nachfolgend lernten in den ehemaligen Gasträumen ambitionierte Hobbyköchinnen und –köche in der Kochschule «Bissfest» die Zubereitung von Speisefolgen auf hohem kulinarischem Niveau. Längst sind die Herdplatten erkaltet; die ehemaligen Gasträume werden mittlerweile als Büros genutzt.

Bei genauem Hinsehen erkennt man an der Fassade noch den Schriftzug «Löwengarten». Heute wirken die blass wirkenden Buchstaben wie ein fernes Echo vom einstigen temperamentvollen italienischen Stimmengewirr und einer kleinen Portion südlichem Lebensgefühl in der Äbtestadt.  

Adrian Zeller, Journalist
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