Die Mitte hat geliefert: Mit Hans Mäder und Andreas Breitenmoser sind ihre beiden Kandidaten in den Stadtrat eingezogen. Auch FDP-Mann Jigme Shitsetsang überzeugte mit einem Glanzergebnis. Jetzt richtet sich der Fokus auf den zweiten Wahlgang – und die Pol-Parteien stehen unter Druck. Während die SVP wohl Hüssy aus dem Rennen nimmt, stehen SP und GRÜNE prowil vor der Herausforderung, Geschlossenheit zu demonstrieren. Gleichzeitig könnte Cornelia Kunz von der FDP für die Überraschung sorgen.
SVP: Fokus auf Ursula Egli-Seliner
Nach dem enttäuschenden Abschneiden von Andreas Hüssy, der sowohl für das Stadtpräsidium als auch den Stadtrat kandidierte und mit 1'943 Stimmen das schwächste Resultat erzielte, wird die SVP ihre Ausrichtung überdenken. Es scheint höchst wahrscheinlich, dass sich die Partei nun voll auf Ursula Egli-Seliner konzentrieren wird. Mit 2'996 Stimmen lag sie im ersten Wahlgang nur knapp unter dem absoluten Mehr. Eine gute Mobilisierung ihrer Wählerschaft könnte ihr im zweiten Wahlgang zum erneuten Einsitz in den Wiler Stadtrat verhelfen. Ein Erfolg der SVP in Wil wäre insofern von Bedeutung, da die Partei in jüngster Vergangenheit in städtischen Gebieten - auch im Kanton St.Gallen - hartes Brot zu beissen hatte.
Linke: Geschlossenheit als Schlüssel zum Erfolg
Auf der linken Seite ist die Lage komplizierter. Manuel Nick von der SP erzielte mit 2'859 Stimmen ein respektables Ergebnis. Doch nun muss das linke Lager einheitlich auftreten, um im zweiten Wahlgang eine Chance zu haben. Die zentrale Frage wird sein, ob die GRÜNEN prowil ihren Kandidaten Sebastian Koller, der im ersten Wahlgang 2'053 Stimmen erhielt, erneut ins Rennen schickt. Seine Chancen, noch mehr Stimmen zu erreichen, sind eher gering. Sollte es jedoch der SP und den GRÜNEN prowil gelingen, sich auf einen gemeinsamen Kandidaten zu einigen, könnte die Linke ihre Position deutlich stärken. Ohne diese Einigkeit wird sie zwischen den bürgerlichen Kräften zerrieben zu werden.
Cornelia Kunz: Die mögliche Überraschungskandidatin
Cornelia Kunz von der FDP könnte im zweiten Wahlgang zur Überraschung werden - der Wahlstab der Maugwilerin tagt nächste Woche. Ihre heutige Aussage gegenüber Wil24, dass ihre Teilnahme am zweiten Wahlgang "sicher eine Option" sei, deutet darauf hin, dass sie zufrieden mit dem bisher Erreichten ist. Mit 2'787 Stimmen im ersten Wahlgang lag sie in Reichweite des absoluten Mehrs. Da die Mitte keinen weiteren Kandidaten ins Rennen schicken wird, könnte Kunz die Stimmen der Mitte-Wählerschaft samt FDP auf sich vereinen. Cornelia Kunz würde damit zur Spielverderberin für SVP und SP, und den Polparteien den Stadtratssitz streitig machen.
Ein enges Rennen mit taktischen Allianzen
Eines steht fest: Bis zum 24. November wird hinter den Kulissen intensiv verhandelt, und der Wahlkampf wird hitziger als je zuvor. Wer aus diesem wahrscheinlichen Dreierticket am Ende die verbleibenden Stadtratssitze für sich gewinnt, bleibt vollkommen offen.