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Kultur
21.01.2025
21.01.2025 15:29 Uhr

Kunst ermöglichen: Eindrücke vom fünften Kulturstammtisch im Gare de Lion

Der fünfte Kulturstammtisch von ThurKultur zusammen mit der IG Kultur Ost zog viele Interessierte an. Bild: wil24.ch / Claudia Vamvas
Am Montag, 20. Januar 2025, lud der Verein ThurKultur zusammen mit der IG Kultur Ost zum fünften Kulturstammtisch ein. Im Gare de Lion in Wil setzten sich über 50 Kulturschaffende sowie Vertreter/-innen von Gemeinden und Förderorganisationen mit dem Thema «Rahmenbedingungen in der Kultur» auseinander.
Bild: wil24.ch / Claudia Vamvas

Benjamin Heutschi (Künstlerkollektiv ohm41) eröffnete den Abend mit einem witzigen Poetry-Slam-Text zum Thema Neujahrsvorsätze, der die Stimmung sofort auflockerte. Er entschuldigte sich, dass er im Anschluss direkt aufbrechen müsse – das nächste Engagement wartete bereits auf den umtriebigen Künstler. 

 

Bild: wil24.ch / Claudia Vamvas

David Zimmermann, Präsident von ThurKultur, begrüsste die Gäste und zeigte sich sehr erfreut über das grosse Interesse am diesjährigen Kulturstammtisch. Er übergab das Wort an Ladina Thöny, die Leiterin der Geschäftsstelle IG Kultur Ost, die an diesem Abend einen Vortrag zur Relevanz von guten Rahmenbedingungen in der Kultur hielt.

Chancen und Hürden 

Mit einer fiktiven Geschichte über den Lebensweg eines Künstlers zeigte sie die Chancen und Hürden auf, die Kulturschaffende in ihrem Werdegang erleben – von der frühen Förderung im Kindesalter bis hin zu den beruflichen Herausforderungen als Erwachsene. Ladina Thöny ging unter anderem auf die finanziellen Unsicherheiten sowie auf die erweiterte Tätigkeit als eigene Manager ein. Künstler/-innen würden sich viel mit der Kommunikation beschäftigen – nicht zuletzt aufgrund des stetig abnehmenden Kulturjournalismus, der ihnen Reichweite bieten könnte, hielt sie fest.
 

Ladina Thöny, Leitung Geschäftsstelle der IG Kultur Ost. Bild: wil24.ch / Claudia Vamvas

«Gute Rahmenbedingungen sind das A und O»

Ladina Thöny betonte, dass gute Rahmenbedingungen nicht nur den Kulturschaffenden selbst zugutekommen würden, sondern auch den Förderorganisationen, die dadurch handlungsfähig seien. Im Weiteren rückte sie an diesem Abend den Wert der Kunst und der Kultur für die Gesellschaft, für unseren Zusammenhalt, aber auch für die Gesundheit in den Fokus und unterstrich mit ihrem Plädoyer das grosse Engagement der IG Kultur Ost.

Unterstützung für die ganze Bandbreite

Michael Sarbach (Mitglied Stadtparlament Wil, Kantonsrat und u. a. im Vorstand von ThurKultur) sprach anschliessend die grosse Vielfalt der kulturellen Aktivitäten in der Region an. Er betonte, dass es genügend Mittel brauche, um die ganze Bandbreite unterstützen zu können – vom kleinen Chor über Jugendförderungsprojekte bis hin zu arrivierten Künstlerinnen und Künstlern. Diese dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Michael Sarbach und Ladina Thöny. Bild: wil24.ch / Claudia Vamvas

«Zweiter Kulturfranken»: Dankbarkeit und Verantwortung

David Zimmermann bedankte sich herzlich bei den Gemeinden und den beiden Kantonen für die Unterstützung. Er drückte seine Freude über den «zweiten Kulturfranken» aus, der ihr Budget per Anfang Jahr 2025 verdoppelte, und dankte für das Vertrauen, das man ThurKultur schenke. Er betonte auch die Verantwortung, «für unser Dörfli, für unsere Region, für das kleine Pflänzchen, das vielleicht entsteht, aber auch für das Professionelle», das sie stets im Blick behalten würden.  

David Zimmermann, Präsident ThurKultur. Bild: wil24.ch / Claudia Vamvas

Kunst als Beruf und die Rolle der Gesellschaft

Auf die Frage aus dem Publikum, wie man reagieren solle, wenn das Kind die Kunst zum Beruf machen wolle, empfahl Ladina Thöny, offen über die Realitäten dieses Ziels zu sprechen – insbesondere über die finanziellen Unsicherheiten. Eine weitere Frage betraf die Rolle der Schule bezüglich Kunstunterricht. «Wenn bei diesen Fächern gestrichen wird, hat dies langfristige Folgen für die Gesellschaft», warnte die Geschäftsstellenleiterin der IG Kultur Ost.

70- bis 80-Stunden-Woche

Eine Teilnehmerin ging auf die Aussage ein, dass Künstler/-innen teilweise 70 bis 80 Stunden pro Woche arbeiten würden, da sie neben der Kunst auch das Management und die Organisation selbst übernehmen müssten. Auf ihre Frage, ob das nicht an eine Fachstelle ausgelagert werden könnte, räumte Ladina Thöny ein, dass es eine solche nicht gebe. Allerdings biete die IG Kultur Ost Beratungsgespräche an.

Die Musikerin Tina Zürcher alias Sibuna. Bild: wil24.ch / Claudia Vamvas

Gefühlvolle Songs und angeregte Gespräche

Den Abschluss des offiziellen Teils machte die Musikerin Tina Zürcher alias Sibuna. Mit ihrer warmen, gefühlvollen Stimme und der Gitarre schaffte sie eine intime Atmosphäre, die das Publikum sofort in ihren Bann zog. Die Performance zeigte noch einmal ganz konkret die Bedeutung und die Wirkung von Kunst und Kultur.
Beim anschliessenden Apéro fanden die Gäste Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, sich zu vernetzen oder vielleicht gemeinsam schon neue Ideen zu entwickeln.

Claudia Vamvas