Würde Mick Jagger in der Schweiz leben, ging seit 17 Jahren auf seinem Konto die AHV-Rente ein. Der agile 82-jährige Frontmann der Rolling Stones lieferte der Babyboomer-Generation den Soundtrack, zusammen mit Bob Dylan, Deep Purple, Pink Floyd und vielen weiteren.
Wer heute das Pensionsalter erreicht, hat prägende Lebenserfahrungen gemacht, die sich von den Vorgängergenerationen erheblich unterscheiden: Comic Strips, Rockmusik, Trips in ferne Länder und Rebellion gegen verkrustete Gesellschaftsnormen. Weibliche CEOs, Regierungsrätinnen und Pilotinnen sind heute selbstverständlich – bis 1971 fand die Schweizer Politik ohne Frauenbeteiligung statt. Übrigens: Damals wusste noch niemand was das Internet sein soll, das heute den Alltag der Gesellschaft prägt.
Rockmusik und Minijupes
Die Sprache kennt für die Phase nach dem Erwerbsleben Umschreibungen wie «Ruhestand» oder «Lebensabend». Diese Sprachbilder treffen immer weniger zu. Heutige Rentner bereisen Europa im Wohnmobil, sind im Fitnessstudio oder im Übungsraum einer Rockband anzutreffen und bringen den Enkeln das Velofahren bei. «Wer heute in Rente geht, hat noch 20 bis 30 gute und produktive Jahre vor sich», heisst es in einer Studie des Gottlieb Duttweiler-Institutes. «Die Voraussetzungen, etwas Neues zu schaffen waren noch nie so gut wie heute. Mit dieser Perspektive kann das Alter zu einem echten persönlichen und gesellschaftlichen Gewinn werden.» Die Generation, die in diesen Jahren pensioniert werde, sei leistungswillig, kompetent und bereit sich zu engagieren. Heutige Rentenbezüger leisten vielfältige ehrenamtliche Beiträge an die Gesellschaft, etwa als Tixi-Taxi-Fahrer, als Wanderleiterinnen und in der Nachbarschaftshilfe.
Flexibel im Kopf
Heutige 75-Jährige seien ganz anders als es ihre Altersgenossen vor zwei oder drei Jahrzehnte waren, schreibt die Sozialwissenschaftlerin Herrad Schenk in ihrem Buch >Der Altersangst-Komplex <: «Sie sind im Schnitt gesünder, besser ausgebildet, sie verfügen über ein höheres Einkommen; sie sind nachweislich weniger rigide, und sie haben mehr Interesse an ihrer sozialen Umwelt als ihre Vorfahren im gleichen Alter.»