Als 1983 das Kinderheim Neulanden seine Türen schloss, veränderte sich die Landschaft der Kinderbetreuung in Wil grundlegend. Immer weniger Kinder wurden in Heimen untergebracht, gleichzeitig wuchs der Bedarf an flexibleren Angeboten für Familien. Eine Gruppe engagierter Frauen aus Wil erkannte den Bedarf – und handelte. Mit Mut und Idealismus gründeten sie zwei Jahre später den Verein KITA Wil. Die Stadt stellte an der Blumenaustrasse 7 ein Gebäude zur Verfügung. Dort begann alles: mit acht Kindern und zwei Mitarbeitenden. „Es war etwas ganz Neues – nicht nur eine Krippe, sondern eine richtige Tagesstätte“, erinnert sich Edith Goetz. Sie war von Anfang an dabei und prägte die KITA über vier Jahrzehnte hinweg. Ihre Lehre absolvierte sie selbst in einer Firmen-KITA, bei der Lista AG in Erlen. In Wil begann sie, ein Modell aufzubauen, das damals fast revolutionär wirkte.
Pionierarbeit in Wil
Die KITA Wil war die erste ihrer Art in der Stadt – und blieb während 20 Jahren die einzige. Lange haftete der familienergänzenden Betreuung ein Stigma an: Wer sein Kind in eine KITA gab, musste sich rechtfertigen. Eine kleine Anekdote zeigt, wie sehr die Gründerinnen um Akzeptanz ringen mussten: Vor 40 Jahren brachte eine angesehene Wiler Ärztefamilie ihr Kind bewusst in die KITA Wil – nicht nur zur Betreuung, sondern auch, um den Ruf der Einrichtung zu verbessern. Ihr Beispiel half, Berührungsängste abzubauen und andere Eltern zu ermutigen, ebenfalls Vertrauen zu fassen. Heute betreut die KITA Wil 120 Kinder. Rund 30 qualifizierte Mitarbeitende sorgen täglich für Bildung, Betreuung und Geborgenheit. Zwei eigene Häuser – eines im Norden, eines im Süden von Wil – wurden gezielt nach den Bedürfnissen der Kinder gebaut. Ein Vorteil: Sie gehören der Stiftung, Kündigungen sind ausgeschlossen.