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Leserbrief
Kanton SG
11.09.2025
12.09.2025 11:39 Uhr

«Was man in den Wald ruft, kommt zurück»

Bild: zVg / wil24.ch
Simon Wild, Vorstandsmitglied Die Mitte Wil-Untertoggenburg und Die Mitte Wil, nimmt in einem Leserbrief Stellung zur Abstimmung vom 28. September 2025 über das neue E-ID-Gesetz.

Leserbrief:

Was man in den Wald ruft, kommt zurück – im Internet hallt es aber für immer und weltweit. Persönlichkeitsschutz ist darum umso wichtiger.

Vor einem Monat erzielte die App «Tea Dating Advice» in den USA innert weniger Monate zwei Millionen Benutzerinnen. Die App war nur für Frauen verfügbar und sollte den Benutzerinnen eine Plattform geben, wo sie sich gegenseitig vor gewalttätigen Männern warnen können und sich über ihre männlichen Partner austauschen können. Um zu gewährleisten, dass wirklich nur Frauen auf die Plattform zugreifen können, mussten die Frauen eine Kopie ihrer Identitätskarte und ein Selfie hochladen.

In der Schweiz wäre eine solche App wohl strafrechtlich heikel, da diverse Persönlichkeitsrechte von betroffenen Männern verletzt wurden. Die App hat innert weniger Monate eine enorm hohe Resonanz erzielt und zeigt somit offensichtlich eine Nachfrage auf ein Problem der bessern Hälfte unserer Gesellschaft auf. Durch diese Resonanz hat die App im Juli 2025 auch die Aufmerksamkeit von Hackern auf sich gezogen. Es stellte sich heraus, dass der Gründer und Entwickler dieser App vergessen hat, die Firewall auf den verwendeten Cloud-Datenbanken zu aktivieren. Aus technischer Sicht ein extrem peinlicher Fauxpas, der zur Veröffentlichung aller Privatnachrichten, den Selfies und den ID-Kopien führte.

Es landeten somit nicht nur die Identität der Frauen im Netz, sondern auch deren Nachrichten und Gedanken und Gefühle und somit ein grosser Teil der Persönlichkeit. Was einmal im Internet ist, ist für immer im Internet.

Wir stehen aktuell vor der Abstimmung der E-ID – mit dieser wir digital beispielsweise nur das Geschlecht bestätigen können. Dieses Gesetz setzt am revidierten Datenschutzgesetz an, das auf Datenminimierung und dem Prinzip der Zweckbindung ansetzt. Es würde also nun die technische Grundlage schaffen, das Datenschutzgesetz und somit unsere digitale Persönlichkeit im Netz zu schützen. Für mich ist unumstritten: Wir benötigen eine E-ID, die von unserem Staat kommt.

Die Vorlage hilft nicht nur, das nDSG umzusetzen, sondern bietet auch die nötige Sicherheit. Denn mit der dezentralen Datenhaltung ist die Nachverfolgung zur Benutzung nur mir eigens einsehbar. Es ermöglicht mir zukünftig auch, die Informationen zur Krankenkasse und weiteren notwendigen Diensten via E-ID an einem Ort zu speichern, der zudem noch sicher ist.

Die Vorlage, mit ihrer gesetzlich verankerten Freiwilligkeit, enthält für mich keinen einzigen Punkt, der mich zu einer Ablehnung oder Nachbesserung stimmen würde. Und glauben Sie mir, das kommt nicht oft vor.

Wer heute im Internet unterwegs ist, muss sich ohnehin identifizieren. Meist durch unsichere Kopien von ID-Karten oder über Konzerne wie Google und Facebook. Das Risiko von Datenlecks wächst dadurch enorm. Mit der E-ID schaffen wir eine sichere, staatliche Alternative, die unsere digitale Souveränität stärkt und die Privatsphäre schützt.

Darum sage ich klar Ja zum E-ID-Gesetz am 28. September 2025.

Simon Wild, Wil SG
Vorstandsmitglied «Die Mitte Wil-Untertoggenburg» und «Die Mitte Wil»

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