In mehreren albanischen Moscheen in der Schweiz lernen junge Frauen, sie müssten ihren künftigen Ehemännern gehorchen – und dass „religiöse Frauen keine Probleme machen“. Gleichzeitig bekennen sich ihre Verbände seit Jahren offiziell zur Gleichberechtigung. Ein Widerspruch, der kaum lauter schreien könnte.
Wer Mädchen beibringt, Unterordnung sei gottgewollt, betreibt keine Glaubenserziehung, sondern Machterhalt. Religion wird so zum Werkzeug, um Frauen kleinzuhalten. Die Botschaft ist klar: Eine gute Frau ist still, fügsam und verschleiert. Doch wo bleibt da die Gleichberechtigung, die man öffentlich beschwört?
Auch hier in Wil leben viele junge Menschen mit Wurzeln in solchen Gemeinschaften. Sie wachsen zwischen zwei Werten auf: Freiheit und Gehorsam. Wenn sie lernen, dass Frömmigkeit Gehorsam bedeutet, entsteht ein gefährlicher Widerspruch – einer, der die persönliche Entfaltung und das Miteinander in unserer Gesellschaft behindert.
Wer Gleichberechtigung ernst meint, darf nicht schweigen. Muslimische Verbände müssen klarstellen, dass Respekt nicht mit Unterwerfung zu verwechseln ist – und dass Glaube keine Ausrede für Ungleichheit ist. Denn Freiheit ist nur echt, wenn sie auch für Frauen gilt. In Tirana, in Zürich – und in Wil.
Ursula Egli,
Rossrüti
"Gleichberechtigung mit Maulkorb"

Bild:
zVg / wil24.ch
In mehreren albanischen Moscheen wird jungen Frauen Gehorsam gelehrt, während ihre Verbände Gleichberechtigung betonen. Zu diesem Widerspruch nimmt Ursula Egli in einem Leserbrief Stellung.