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Region
24.10.2025
28.10.2025 15:56 Uhr

«Stillstand ist der Tod»

Die wrw zeichnet die besten Nachwuchstalente der Region aus: Überreicht wurde die Auszeichnung von Michèle Jäger und Karin von Rotz (wrw) sowie Stefan Frick (Gewerbeverein Wil) (v.r). Bild: BBk
Wie gehen Ostschweizer Unternehmen mit globalen Unsicherheiten, Fachkräftemangel und wachsendem Kostendruck um? Die Herbsttagung der Wirtschaft Region Wil (WRW) vom 23. Oktober 2025 bei der Micarna SA in Bazenheid gab eine klare Antwort: Mit Offenheit, Vernetzung und Mut zur Veränderung.

«Mit der Micarna als Gastgeberin haben wir einen Ort gewählt, wo Verantwortung, Effizienz und regionale Verankerung täglich gelebt werden», sagte Michèle Jäger, Präsidentin der WRW, zur Eröffnung. Beat Wüthrich, Leiter Viehbeschaffung bei Micarna, zeigte auf, wie eng Ernährungssicherheit, Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zusammenhängen. Die Hälfte der Lebensmittel in der Schweiz stammt aus dem Ausland, 70 Prozent der Umweltbelastung entstehen dort. «Ernährungssicherheit beginnt bei uns selbst», betonte Wüthrich. Regionaler Einkauf, Vermeidung von Foodwaste und die Stärkung lokaler Betriebe seien konkrete Beiträge zur Stabilität eines Systems, das zunehmend globalen Schocks ausgesetzt ist. Für Micarna wie für viele KMU gelte: Resilienz entsteht aus funktionierenden Netzwerken, vorausschauendem Management und Vertrauen entlang der Wertschöpfungskette.

Herausforderungen als Normalzustand

Jan Riss, Chefökonom der Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell, analysierte die aktuelle Konjunkturlage. Die Ostschweizer Exporte seien im Sommerhalbjahr um 11,5 Prozent zurückgegangen – deutlich stärker als im Schweizer Schnitt. «Es ist eine weitere Rosskur für Schweizer KMU», so Riss, «doch unsere Unternehmen sind krisenerprobt. Sie reagieren schneller, investieren gezielter und nutzen Chancen, wo andere zaudern.»

Riss hob hervor, dass die Ostschweizer Wirtschaft dank ihrer Diversität – vom Bau über die Industrie bis zum Finanz- und Gastgewerbe – stabil bleibe. Neue Freihandelsabkommen, etwa mit Indien, seien entscheidend, um Abhängigkeiten zu reduzieren und Exportmärkte zu sichern. «Die Fähigkeit, sich neu zu positionieren, wird zunehmend zur Kernkompetenz der KMU», sagte Riss.

  • Jan Riss, Chefökonom der Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell, zeigte an der wrw-Herbsttagung 2025 auf, wie Zölle, Unsicherheiten und globale Trends die Ostschweizer Wirtschaft prägen – und warum dennoch Zuversicht angebracht ist. Bild: BBK
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Wirtschaft im Dialog

Wie Resilienz im Alltag entsteht, zeigte die Podiumsdiskussion mit Björn Rosenplänter (STIHL), Salome Zeintl (zeintra), Marc Züllig (IGP) und Jan Riss (IHK). Diskutiert wurden US-Zölle, Lieferketten und neue Absatzmärkte – Themen, die exemplarisch für die globalen Herausforderungen der Region stehen. Die Runde machte deutlich: Ostschweizer Unternehmen begegnen Unsicherheiten mit Agilität, Kooperation und unternehmerischem Realismus. «Wir müssen uns breit aufstellen und schnell anpassen – das ist unsere Stärke», sagte Rosenplänter.

Zeintl ergänzte: «Gute Kommunikation ist Teil der Resilienz. Wer mit Mitarbeitenden, Partnern und Kunden im Gespräch bleibt, erkennt Veränderungen früher und reagiert klüger.» Einigkeit herrschte darüber, dass kurzfristige Zugeständnisse bei Umwelt- oder Qualitätsstandards keine Option seien. «Chlorhühner oder Flüssiggas gegen Zölle – das passt nicht zu unseren Werten», betonte Riss.

Junge Talente im Mittelpunkt

Resilienz zeigt sich auch in der Nachwuchsförderung. Gemeinsam mit dem Gewerbeverein Wil (GVW) ehrte die WRW die TopLehrlinge 2025. «Unsere Nachwuchstalente sind die Fachkräfte von morgen. Es ist uns wichtig, ihnen eine Bühne zu geben», sagte Karin von Rotz vom WRW-Vorstand.

Ausgezeichnet wurden:

  • TOP Lehrling 2025 Gesundheit: Vivien Hengartner, Löwen Rotpunkt Apotheke Wil
  • Bau: Fabienne Ruckstuhl, 2SD Architekten
  • Gewerbe: Flavia Siegwart, Hirschy Wil
  • Industrie: Patrik Schnider, STIHL Kettenwerk
  • KV mit BMS: Max Weber, Bühler AG Uzwil
  • KV ohne BMS: Leandro Winkler, IGP Pulvertechnik
  • Technik: Dominik Meyerhans, Eschler Fahrzeugbau

Zudem zeigten Lernende mit Projekten wie dem Lernendenaustausch von Schmobi AG und Camion Transport sowie der Lernendenfirma «echtzwei» (IGP und Fust AG) Innovationskraft und Eigeninitiative – beides Schlüssel zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit.

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Austausch als Erfolgsfaktor

Zum Abschluss fasste Björn Rosenplänter den Abend passend zusammen: «Stillstand ist der Tod.» Beim anschliessenden Apéro riche wurde dieser Satz spürbar: im regen Austausch zwischen Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Bildung. «Unsere Unternehmen sind resilient, weil sie miteinander reden, voneinander lernen und gemeinsam Lösungen suchen», fasste Michèle Jäger abschliessend zusammen.

David Hugi