Leserbrief:
Am 30. November stimmt der Kanton St. Gallen über einen Sonderkredit von rund 19,5 Millionen Franken für die Renovation und Erweiterung der Reinraumanlage am Standort der Ostschweizer Fachhochschule (OST) in Buchs ab.
Das Fürstentum Liechtenstein hat bereits einen Beitrag von 2,5 Millionen Franken beschlossen, womit sich die Gesamtkosten des Projekts auf rund 22 Millionen Franken belaufen.
Da ich beruflich im Bereich des strategischen Forschungsinfrastrukturmanagements der Universität Zürich als Projektleiter tätig bin, interessiert mich diese Vorlage in meinem Wohn- und Heimatkanton St. Gallen besonders. Entsprechend habe ich mich interessiert mit der Botschaft der Regierung vom 15. Oktober 2024 (nachfolgend Botschaft) auseinandergesetzt – und mich im Anschluss irritiert an mehrere Politiker gewandt.
Die Botschaft zum Reinraum, bislang einzige Informationsquelle zur Vorlage, erfüllt nach meinem Erachten den Informationsbedarf für dieses Finanzreferendum nicht ausreichend.
Zentrale Lücken in der Entscheidungsgrundlage
Die Idee, den Reinraum der OST nach fünfzehn Betriebsjahren den aktuellen Anforderungen anzupassen, ist richtig. Auch die geplante Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen der OST, dem Forschungszentrum RhySearch und dem Switzerland Innovation Park Ost ist grundsätzlich unterstützenswert.
Was in der Botschaft jedoch fehlt, sind klare operative Grundlagen:
Der Rahmenvertrag zwischen den Partnern liegt noch nicht vor, Zuständigkeiten und Entscheidungswege sind unklar, und ein verbindlicher Zeit- und Wirkungsplan existiert in der Botschaft ebenso wenig wie ein Gebühren-, Nutzungs- oder Buchungsreglement für die Nutzung der künftigen Facility.
Solche Regelungen wären jedoch notwendig, um unterscheiden zu können, ob es sich bei der Vorlage um eine Investition in den Standort oder eher um eine pauschale Unterstützungszahlung an die Infrastruktur der drei Partnerinstitutionen handelt.
Das sind essenzielle Entscheidungsgrundlagen, die nicht erst nachträglich festgelegt werden sollten.
Positiv beurteile ich dagegen die klare Aufschlüsselung der beantragten Finanzen.
Die Kostenschätzungen von insgesamt 22 Millionen Franken – davon 13 Millionen für Erneuerung und Ausbau sowie knapp 9 Millionen für den Betrieb – erscheinen grundsätzlich realistisch. Zu prüfen wäre allenfalls eine Umstrukturierung in eine Technologieplattform, wie sie an anderen Hochschulstandorten erfolgreich praktiziert wird. Um das jedoch fundiert beurteilen zu können, fehlen nähere Informationen zur Governance und Kooperation der Partner.
Fazit:
Zusammenfassend halte ich fest, dass der Sensor Innovation Hub das Potenzial hat, zu einem Leuchtturmprojekt der Ostschweizer Forschung und Industrie zu werden. Die derzeitige Informationslage erlaubt jedoch noch keinen verlässlichen Einblick, um dieses Potenzial eindeutig zu bestätigen – ein Umstand, der bei einem Vorhaben dieser Grössenordnung bedauerlich ist. Ich hoffe, dass die fehlenden Informationen spätestens mit den Abstimmungsunterlagen offengelegt werden, damit eine fundierte Entscheidung möglich wird.
Remo Sprecher
Kirchberg SG