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Stadt Wil SG
06.11.2025

Stadtparlament sagt Ja zur persönlichen Leistungserfassung in der Verwaltung

Das Wiler Stadtparlament tagte am 6. November 2025 in der Tonhalle Wil. Bild: Jürg Grau
Das Stadtparlament Wil hat an seiner Sitzung vom 6. November 2025 über diverse Geschäfte beraten. Auf der Traktandenliste standen die Einführung der persönlichen Leistungserfassung in allen Departementen sowie mehrere Vorstösse.

Alle 40 Mitglieder des Stadparlaments waren am 6. November 2025 anwesend. Die Leitung hatte die Präsidentin des Stadtparlaments, Meret Grob.

Die Debatte des Stadtparlaments kann hier im Videoportal der Stadt Wil als Aufzeichnung angeschaut werden.

Die Beschlüsse im Überblick:

Einführung der persönlichen Leistungserfassung in allen Departementen

  • Darum geht es: Der Stadtrat beantragte für die Einführung der persönlichen Leistungserfassung in allen Departementen eine einmalige Ausgabe von 74’290 Franken und jährlich wiederkehrende Kosten von 37’747 Franken. Ziel ist es, Transparenz, Effizienz und Nachvollziehbarkeit in der Verwaltung zu erhöhen. Die Leistungserfassung soll über das bestehende System Abacus erfolgen und gilt für alle Mitarbeitenden ausser die Lehrpersonen. Der Stadtrat betonte, dass die Erfassung nicht als Kontrollinstrument, sondern als Unterstützung für bessere Entscheidungsgrundlagen diene. Die GPK stellte einen Gegenantrag mit leicht tieferem Kredit von 70’000 Franken und jährlichen Kosten von maximal 30’000 Franken. Sie forderte zudem regelmässige Berichte und eine Kosten-Nutzen-Analyse nach zwei Jahren.
  • Das wurde entschieden: Im Stadtparlament gab es eine kontroverse Diskussion über Sinn und Nutzen der Leistungserfassung. GPK-Präsident Luc Kauf kritisierte in seinem Votum zuerst, dass der Stadtrat mit seinen Massnahmen zur Erreichung des Haushaltsgleichgewichts den Kredit bereits wieder streichen wolle. Für die GPK seien die Kosten angemessen und die Risiken überschaubar. Leistungserfassung sei ein Führungsinstrument, das die Transparenz und die Effizienz erhöhen sowie die Prozesse verbessern würde, waren sich die Fraktionen mehrheitlich einig. Es gehe nicht um Kontrolle der oder Misstrauen gegenüber den Mitarbeitenden, sondern um eine Grundlage für mehr Kostenwahrheit. Gleichzeitig gab es auch einzelne kritische Stimmen, die am Nutzen der Leistungserfassung zweifelten. Die grosse Mehrheit des Stadtparlaments folgte den Anträgen der GPK und stimmte auch den Empfehlungen zu.

Motion Adrian Bachmann (FDP) – Einführung einer Wirkungsorientierten Verwaltungsführung nach Art. 41 Gemeindeordnung in der Stadt Wil – Erheblicherklärung

  • Darum geht es: FDP-Stadtparlamentarier Adrian Bachmann forderte mit seiner Motion die Einführung einer wirkungsorientierten Verwaltungsführung (WoV) nach Artikel 41 der Gemeindeordnung. Damit sollen Leistungen und Wirkungen der Verwaltung stärker ins Zentrum rücken und über Leistungsaufträge und Globalkredite gesteuert werden. Der Stadtrat beantragte, die Motion nicht erheblich zu erklären. Er begründet dies mit dem hohen personellen und finanziellen Aufwand, den ein solches System verursachen würde, sowie mit der angespannten Finanzlage der Stadt. Zudem seien ähnliche Reformen in anderen Gemeinden wieder rückgängig gemacht worden. WoV bedinge einen Kulturwandel, zusätzliche Ressourcen und umfangreiche Schulungen. Der Stadtrat sieht zurzeit keinen ausreichenden Nutzen und möchte die bestehenden Steuerungsinstrumente beibehalten.
  • Das wurde entschieden: Der Motionär zog die Motion zurück. Er begründete dies mit aktuellen Entwicklungen auf kantonaler Ebene.

Interpellation Sebastian Koller (GRÜNE prowil) – Illegaler Herbizideinsatz im Bergholz

  • Darum geht es: Nach einem Hinweis aus der Bevölkerung wurde bekannt, dass im Sportpark Bergholz durch die Wiler Sportanlagen AG (WISPAG) unerlaubt ein Herbizid eingesetzt wurde. Der Wirkstoff enthielt Glyphosat und wurde auf Kieswegen und Plätzen ausgebracht, wo der Einsatz gesetzlich verboten ist. Der Stadtrat bestätigte den Verstoss und erklärte, dass dieser auf eine missverständliche Anweisung und fehlerhafte Ausführung zurückzuführen sei. Die WISPAG hat daraufhin eine Selbstanzeige erstattet und ein klares Verbot solcher Anwendungen verfügt. Der Stadtrat betonte, dass die Stadt grundsätzlich auf Herbizide verzichtet und umweltschonende Alternativen einsetzt. Er erwartet, dass auch stadteigene Unternehmen diese ökologische Vorbildrolle.
  • Das wurde entschieden: Der Stadtrat hat die Interpellation beantwortet. Der Interpellant zeigte sich zufrieden mit der Antwort des Stadtrats.

Interpellation Michael Sarbach (GRÜNE prowil) – Wie weiter mit der Musikschule?

  • Darum geht es: Nach dem Entscheid des Stadtrats, das Projekt «Musikschule im Turm» nicht weiterzuverfolgen, erkundigte sich Michael Sarbach (GRÜNE prowil) nach dem weiteren Vorgehen. Der Stadtrat erklärte, dass die Verantwortlichen der Musikschule in die Abklärungen einbezogen wurden. Aufgrund der hohen Kosten von rund 12 Millionen Franken und des geringen Spielraums für eine kreative Umsetzung verzichtet er jedoch auf das Projekt. Eine neue Musikschule sei derzeit nicht prioritär, da die bestehenden Räume an der Haldenstrasse und im Lindenhof den Unterricht ermöglichen. Zwar erkennt der Stadtrat gewisse Mängel, sieht aber keine akute Raumnot. Verbesserungen sollen vorerst innerhalb der bestehenden Infrastruktur geprüft werden.
  • Das wurde entschieden: Der Stadtrat hat die Interpellation beantwortet. Die Interpellanten waren nicht zufrieden mit der Antwort.

Interpellation Michael Sarbach (GRÜNE prowil) – Wie wird die Stadt Wil Vorreiterin beim Photovoltaikausbau?

  • Darum geht es: Michael Sarbach (GRÜNE prowil) wollte wissen, wie Wil beim Ausbau der Photovoltaik zur Vorreiterin werden kann. Der Stadtrat berichtete, dass aktuell rund 14 Prozent des Solarpotenzials genutzt werden und bis 2035 35 Prozent erreicht werden sollen. Dafür setzt die Stadt auf Förderbeiträge, kostenlose Energieberatungen und das PV-Contracting der TBW. Zudem werden auf städtischen Gebäuden weitere Anlagen geplant. Eine Erhöhung des Ziels auf 50 Prozent hält der Stadtrat jedoch für nicht realistisch, da bereits das 35-Prozent-Ziel ehrgeizig sei. Die Stadt will die Energiewende mit pragmatischen und wirtschaftlich tragbaren Massnahmen vorantreiben.
  • Das wurde entschieden: Der Stadtrat hat die Interpellation beantwortet. Die Interpellanten waren mit der Antwort teilweise zufrieden.

Interpellation Alexander Steele (GLP) – Dezentrale Gross-Energiespeicher-Lösungen in den Quartieren und mögliche Kosteneinsparungen

  • Darum geht es: Alexander Steele (GLP) erkundigte sich nach den Plänen der Stadt Wil zu dezentralen Energiespeicherlösungen (BESS) in den Quartieren. Der Stadtrat erklärte, dass die TBW derzeit eine Netzstrategie erarbeitet, um den steigenden Strombedarf und die Integration von PV-Anlagen, Wärmepumpen und E-Ladestationen zu bewältigen. Ein grosser Batteriespeicher mit 12,8 MW sei bereits durch einen privaten Investor geplant; ein eigener Speicher der TBW könnte frühestens ab 2028 realisiert werden. Dezentrale Quartierspeicher werden geprüft, da sie helfen können, Netzspitzen zu reduzieren und Ausbaukosten zu senken. Die Wirtschaftlichkeit hängt jedoch stark vom Standort und den Betriebsmodellen ab. Der Stadtrat sieht in BESS eine sinnvolle Ergänzung für den weiteren Photovoltaikausbau und zur Stärkung der Netzstabilität.
  • Das wurde entschieden: Der Stadtrat hat die Interpellation beantwortet. Der Interpellant zeigte sich grundsätzlich zufrieden mit der Antwort.

Interpellation Andreas Hüssy (SVP) – Wirtschaftsfeindliche Stadt Wil?

  • Darum geht es: Andreas Hüssy (SVP) fragte den Stadtrat, ob Wil wirtschaftsfeindlich sei und was die Stadt gegen Firmenabwanderungen unternimmt. Der Stadtrat betonte, dass die wirtschaftliche Entwicklung hohe Priorität habe und die Stadt in engem Austausch mit Gewerbe, Arbeitgeberverband und Kanton stehe. Eine aktive Standortförderung sei wegen begrenzter Ressourcen derzeit jedoch nicht möglich. Zwischen Juli 2024 und Juli 2025 wurden 170 neue Unternehmen gegründet, während 156 Einträge gelöscht wurden. Gründe für Wegzüge würden nicht systematisch erhoben, seien aber meist betriebsintern. Insgesamt werde Wil von der Wirtschaft als gewerbefreundlich wahrgenommen.
  • Das wurde entschieden: Der Stadtrat hat die Interpellation beantwortet.

Interpellation Michael Sarbach (GRÜNE prowil) – Nachhaltigkeit bei städtischen Infrastrukturprojekten

  • Darum geht es: Michael Sarbach (GRÜNE prowil) fragte, wie die Stadt Wil Nachhaltigkeit bei städtischen Infrastrukturprojekten sicherstellt. Der Stadtrat erklärte, dass ökologische und soziale Kriterien bereits berücksichtigt werden, vor allem über Standards wie Energiestadt Gold, Minergie oder den SIA-Klimapfad. Der SNBS-Standard Infrastruktur wurde bisher testweise beim Projekt Stadtraum Bahnhof angewendet. Eine verbindliche Einführung oder Schulung der Mitarbeitenden ist derzeit nicht geplant, da dies zusätzliche Ressourcen erfordern würde. Künftig sollen Erfahrungen ausgewertet und Nachhaltigkeitsaspekte schrittweise ausgebaut werden. Der Richtplan dient dabei als übergeordnetes Instrument, enthält jedoch keine verbindlichen Nachhaltigkeitsstandards.
  • Das wurde entschieden: Der Stadtrat hat die Interpellation beantwortet.
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