Mit klarer Stimme machte Michael Sarbach am Rednerpult des Stadtparlaments deutlich, was ihn stört: «Unsere Musikschule braucht Zukunftsperspektiven – nicht weitere 40 Jahre Provisorium!» Er zeigte sich enttäuscht, dass der Stadtrat trotz bewilligtem Kredit keinen Plan B vorgelegt habe. Das Parlament habe 2022 Mittel für ein Raumprogramm gesprochen, doch statt einer Weiterentwicklung sei nun Stillstand eingetreten. «Wenn der Stadtrat entgegen dem Auftrag des Parlaments ein Projekt einfach sistiert und wir erst aus den Medien davon erfahren, wäre es das Mindeste, aufzuzeigen, wie es weitergeht», so Sarbach.
Besonders irritiert zeigte er sich darüber, dass offenbar nicht einmal mit der Musikschule selbst Rücksprache genommen worden sei. «Das ist respektlos gegenüber einer Institution, die für Bildung und Kultur in Wil eine zentrale Rolle spielt.»
Widerspruch zur früheren Einschätzung
Scharf widersprach Sarbach der Haltung des Stadtrats, wonach es sich bei den aktuellen Räumen nicht um ein Provisorium handle. Er erinnerte an eine Stellungnahme der Stadt aus dem Jahr 2019, in der genau das Gegenteil festgehalten worden sei: Die Räume an der Haldenstrasse seien akustisch ungenügend, zu klein, organisatorisch schwierig und für Ensembles kaum geeignet. «Damals war klar: Diese Lösung ist nur befristet tragbar – seither hat sich nichts verbessert. Heute zu behaupten, das sei kein Provisorium, ist schlicht unglaubwürdig.»
Forderung nach klarer Planung
Für die Fraktion Grüne prowil ist klar: Die Musikschule Wil braucht eine Zukunftsperspektive. Sarbach fordert, das Thema müsse dringend in die Schulraumplanung aufgenommen, ein Zeitplan definiert und mögliche Synergien mit geplanten Schulbauten geprüft werden. «Unsere Musikschule ist eine tragende Säule der Bildungs- und Kulturlandschaft. Sie und ihre Mitarbeitenden verdienen eine klare Zukunftsperspektive – nicht vage Absichtserklärungen und weitere 40 Jahre Provisorium», sagte Sarbach abschliessend.
Hintergrund: Projekt gestoppt, Diskussion neu entfacht
Der Anlass der Debatte liegt einige Monate zurück: Am 10. Juni hatte der Stadtrat entschieden, das Projekt «Musikschule im Turm» nicht weiterzuverfolgen. Das Gebäude biete zwar grundsätzlich genügend Platz, doch die Gestaltungsmöglichkeiten seien eingeschränkt und die Kosten von rund zwölf Millionen Franken zu hoch. Daraufhin reichte Sarbach die Interpellation «Wie weiter mit der Musikschule?» ein, um Klarheit zu schaffen. Der Stadtrat erklärte in seiner Antwort, es bestehe kein akuter Handlungsdruck – die bestehenden Standorte an der Haldenstrasse und im Lindenhof reichten aus. Mit seiner Stellungnahme im Parlament hat Sarbach dieser Sicht nun entschieden widersprochen – und die Diskussion über die Zukunft der Musikschule Wil wieder neu entfacht.