Geschätzter Herr Stadtpräsident,
Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte
Liebe Kolleginnen und Kollegen im Stadtparlament
Liebe Familie auf der Tribüne –
Sehr geehrte Medienvertreterinnen und -vertreter
Ganz herzlich möchte ich allen danken, die mich soeben gewählt haben und mir damit ihr Vertrauen ausgedrückt haben. Ich werde mich nach bestem Wissen und Gewissen dafür einsetzen, dieses Vertrauen zu rechtfertigen. Dazu möchte ich für Anliegen und Vorschläge aus dem Parlament unabhängig von der Fraktion ausserhalb der Sitzungen jederzeit ein offenes Ohr haben.
Besonders danken möchte ich meiner SP-Fraktion, die mich für dieses Amt nominiert hat. Ihr seid die beste Fraktion, in der ich mich seit Anfang getragen fühle. Wir diskutieren auch unterschiedliche Positionen wohlwollend und unterstützen einander mit Rat und Tat.
Sehr dankbar bin ich auch meiner Familie, in der aktuelle Themen und Entwicklungen immer wieder kontrovers diskutiert werden. Speziell danke ich meiner Frau Evelyne für ihre Liebe und den Support. Wir sind in politischen Fragen ja öfters nicht gleicher Meinung. Und darüber bin ich froh. Denn so werden gewisse meiner Positionen und Ideen schon zuhause in Frage gestellt und ich werde durch ihre kritische Meinung dazu veranlasst, meine Positionen nochmals zu überdenken und zu schärfen. Auf unsere beiden Söhnen bin ich stolz, dass sie mein Interesse an politischen und gesellschaftlichen Fragen aufnehmen. Sie sind für Neues und Veränderungen offen und haben mich jeweils ohne Zögern ermutigt, neue Herausforderungen wie aktuell das Präsidentenamt anzunehmen. Danke für euer Dasein.
Die Wahl zum Parlamentspräsidenten ist für mich ein Zeichen der Wertschätzung und eine grosse Ehre. Dass ich in Wil diese Aufgabe übernehmen darf, erfüllt mich mit Stolz. Ich bin zwar in St. Gallen aufgewachsen, nach meinem Studium als Sekundarlehrer aber vor 36 Jahren zugezogen. Nach Stationen im Nieselbergquartier und im Lenzenbühl wohne ich seit 2003 mit meiner Familie im Stadtteil Bronschhofen. In Wil sind unsere Söhne zur Welt gekommen und in Bronschhofen und Rossrüti zur Schule gegangen. Deshalb fühle ich mich in Wil heimisch und Menschen aus allen Teilen dieser Gemeinde verbunden.
Die Möglichkeit, das Leben dieser Menschen als Stadtparlamentarier zu beeinflussen und möglichst zu verbessern, bedeutet für mich eine Herausforderung und Bereicherung und ich geniesse die politische Auseinandersetzung mit Personen aus verschiedensten Berufen, mit vielfältigsten Hintergründen und denunterschiedlichsten Werthaltungen.
So erkläre ich mit Freude die Annahme der Wahl.
Ich freue mich, die Parlamentssitzungen leiten zu dürfen, das Parlament nach aussen zu vertreten und natürlich auch auf alle anderen Aufgaben. Ich hoffe, dass im Laufe des Jahres wieder öffentliche Anlässe und Kontakte zu Vereinen und Organisationen möglich sind.
Meine Vorgänger haben sich eine effiziente und qualitativ gute Führung des Parlamentsbetriebes als Motto auf die Fahne geschrieben. Dieses Erbe möchte ich weiterführen. Es ist mir aber auch wichtig, eine eigene persönliche Handschrift zu hinterlassen.
Die Ereignisse der vergangenen Woche in den USA haben uns erschreckt und traurig gemacht. In besonderem Masse haben sie uns vor Augen geführt, welchen Einfluss die Wahl der Worte auf die Menschen und ihre Taten haben. Es kommt darauf an, wie wir miteinander reden. Unsere Worte werden in ihrer Aussage und ihrer Gefühlslage genau wahrgenommen. Wir dürfen über Andersdenkende nicht schlecht reden. Das ist in den letzten Jahren auch in diesem Parlament teilweise zu wenig beachtet worden. Deshalb hat die öffentliche Wahrnehmung unserer Stadt und derer politischer Gremien auch gelitten. Wenn ich schon gefragt wurde, wofür es ein Parlament in Wil denn überhaupt brauche, da werde ja nur gestritten, dann will ich meinen Teil dazu beitragen, dieses Bild zu korrigieren.
Dafür ist mir ein jederzeit respektvoller Umgang im Parlament und zwischen den Institutionen wichtig. Die Achtung vor dem anderen und die Einsicht, dass wir letztlich alle für das Wohl dieser Stadt einstehen, bilden die Grundlage für eine zukunftsgerichtete Politik in unserer Stadt. Wer andere Vorstellungen von den nötigen Schritten hat, ist nicht ein schlechter Mensch, sondern kann einen anderen Blickwinkel und einen eigenen Erfahrungsschatz in die Diskussion einbringen. Nur tragfähige Lösungen sind nachhaltige Lösungen.
Seien wir uns deshalb bewusst, dass wir im Grunde die gleichen Ziele verfolgen, und kommunizieren wir mit Respekt gegenüber den Beteiligten und ihrem Einsatz. Auf unsere Worte kommt es an!
Wir sind nicht die einzigen, welche sich für die Gemeinschaft in unserer Stadt einsetzen. Deshalb möchte ich in meinem Präsidialjahr verschiedene soziale Institutionen besuchen und die Bedürfnisse derjenigen anhören und ihnen eine Stimme leihen, die sich jahrein jahraus für das Wohlergehen sozial Benachteiligter einsetzen.
Jetzt wende ich mich gerne noch kurz an den abtretenden Präsidenten, Roland Bosshart.
Du hast deine Arbeit mit grosser Umsicht und sehr sorgfältig gemacht. Ich konnte dir über die Schultern schauen und in den letzten 2 Monaten auch an der Vorbereitung der Präsidiums- und Parlamentssitzungen teilnehmen. Das war mir eine grosse Hilfe und ich möchte diese Tradition auch in meinem Präsidialjahr gerne weiterführen. Du hast mir deine Vorlagen zur Verfügung gestellt, welche mir bereits für diese Sitzung gute Dienste geleistet haben, und angeboten, dass ich auch in meinem Präsidialjahr bei dir nachfragen kann, wenn ich möchte. Darauf komme ich sicher gerne zurück.
Ich möchte es auch nicht versäumen, dir lieber Roland im Namen des Parlaments für deinen grossen Einsatz als Präsident zu danken. Du engagierst dich für die Kultur und machst dir Gedanken über das Leben und die Gemeinschaft der Menschen. Das wissen wir. Ein anderer Mann, der sich über vieles seine Gedanken machte, war Max Frisch. Deshalb schenke ich dir ein Büchlein von Max Frisch mit seinen Fragebögen zu Lebensfragen, über die sich an einem gemütlichen Abend tunlichst philosophieren lässt. Das geht bisweilen bei einem Glas Wein noch viel besser. Und so gebe ich dir gerne einen guten Tropfen mit nach Hause, den du alleine, mit deiner Frau Andrea oder mit Freunden geniessen sollst. Herzlichen Dank für deinen grossen Einsatz und die stets gut vorbereiteten Sitzungen und weiterhin viel Freude an der Auseinandersetzung mit den Menschen und ihren Ideen.
Ihnen allen danke ich jetzt schon herzlich für die Zusammenarbeit im 2021 und für Ihre Unterstützung. Mein besonderer Dank geht auch an die Parlamentsdienste und die Mitarbeitenden der Tonhalle, die das ganze Jahr hindurch für einen reibungslosen technischen Ablauf und die Verpflegung in den Sitzungen sorgen.
Leider macht die aktuelle Corona-Situation die traditionelle Präsidialfeier zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich. Wir werden deshalb im Laufe der heutigen Sitzung auf einen Apéro verzichten. Unter besseren Voraussetzungen werde ich die Präsidentenfeier aber im Frühsommer neu einplanen, damit der gesellige Austausch innerhalb des Stadtparlaments einen würdigen Rahmen erhält. Einen Terminvorschlag im Frühsommer und einen Eventualtermin nach den Sommerferien werden Sie demnächst erhalten.
Ich hoffe auf viele bereichernde und spannende Begegnungen im entfernteren Verlauf dieses Jahres und freue mich sehr darauf. Schliesslich wünsche ich uns allen insgesamt ein erfreuliches und anregendes neues Jahr. – Danke.